Vierter Sonntag vor der Passionszeit

Die Predigt zur Predigtreihe “Unterwegs” hält Dekanin Trautz im Rahmen der Predigtreihe
“Unterwegs zu Hause sein” – 1. Mose 28. 

Zum Eingang
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Aus Psalm 103:
Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen.
Lobe den Herrn meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Wir beten:
Großer Gott,
wir danken dir für deine Güte
und bitten dich, dass du unser Herz für dich öffnest
und für all das Gute, dass du uns schenkst.
Bitte sei du jetzt spürbar da.
Nimm uns wahr mit allem, was uns bewegt,
und lass uns geborgen sein in dir.
Amen.

Schriftlesung/Predigttext aus 1. Mose 28, 10-19a
Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen.
Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen.
Und ihm träumte, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.
Und der Herr stand oben darauf und sprach: „Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“
Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht!“
Und er fürchtete sich und sprach: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“
Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Steinmal und goss Öl oben darauf und nannte die Stätte Beth-El [das heißt „Haus Gottes“].

Predigt
ein wunderschöner Abschnitt aus einer der spannendsten Geschichten der Bibel…
Es geht um Jakob, der seinen Bruder Esau und seinen Vater Isaak übelst betrogen und belogen hat.
Als es rauskommt, muss er um sein Leben fürchten.
Esau will ihn töten.
Seine Mutter und Komplizin Rebekka verhilft ihm zur Flucht. Der Abschnitt aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 28
erzählt von seiner ersten Nacht unterwegs:

Liebe Gemeinde,
was für eine wunderbare Geschichte!
Jakob hatte es total verbockt: Seinen Bruder hat er mehrfach übel betrogen, so dass dieser ihn jetzt dafür ums Leben bringen will. Jakob muss fliehen, voller Todesangs vor seinem Bruder, und ist doch selbst schuld daran.
Und Gott – er urteilt nicht über Jakob, er überlässt ihn nicht seinem Schicksal, sondern schenkt ihm in der ersten Nacht seiner Flucht diesen wunderbaren Traum:

Da ist eine Leiter mit Engeln, die die Verbindung zwischen Himmel und Erde halten.
Und da ist Gott selbst.
Deutlich hörbar spricht er zu Jakob.
Und anstatt ihn ordentlich runterlaufen zu lassen,
hat Gott lauter gute Worte für ihn.

Ein dreifaches Versprechen gibt Gott Jakob:
Jakob wird einmal eine große Familie und zahlreiche Nachkommen haben.
Auf diesem Land hier sollen sie einmal leben.
Und Segen wird von ihnen ausgehen.

Und dann diese wunderbare Zusage, mit der alle Ängste vor der Zukunft weichen:
„Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“

Ich selbst habe eine besondere Beziehung zu diesem Vers. Es ist mein Konfirmationsspruch. Mein Papa hat ihn damals für mich ausgesucht. Er wollte eben den schönsten für seine Tochter!

Damals konnte er noch nicht wissen, dass ich einmal seinen Beruf wählen würde – und damit immer irgendwie unterwegs und nirgends ganz zu Hause sein würde…

Dieser Vers hat mich im Leben begleitet
und mir oft Halt und Trost gegeben.
Wenn ich nicht so recht wusste, wo‘s langgeht
wenn mal wieder ein Umzug stattfand,
beim Weg in eine neue Gemeinde, in eine neue Aufgabe …

Was auch immer geschieht.
Gott wird bei mir sein.
Ich bin nicht allein.
Ich bin in allem behütet.

Liebe Gemeinde,
wo uns diese Zusage in die Seele fällt,
und wir sie als Gewissheit annehmen können,
da sind wir ganz in der Gegenwart Gottes.

Da spüren wir, wie wir eingehüllt sind von seiner Liebe, die uns wärmt,
von seiner Kraft, die uns beschützt,
von seiner Nähe, die uns aushält,
und von seiner Treue, die zusammen mit uns das Leben aushält, wie schwer es auch manchmal sein mag.

Kein Wunder, dass Jakob sagt:
Hier ist das Haus Gottes. Hier wohnt Gott. Hier war ich bei ihm. Ganz nah.
Hier durfte ich sein, und war angenommen, auch mit meiner Schuld.
Mein Leben fährt nicht gegen die Wand. Es geht nicht ins Nichts.
Sondern Gott hat noch etwas mit mir vor.
Die Zukunft öffnet sich, weil ich hier sicher war und geborgen bei Gott.

Einen Stein richtet Jakob auf an der Stelle, an der er geschlafen und geträumt hat. Als Symbol für ein Haus. Denn er weiß, dass ihm hier Gott begegnet ist:
„Dieser Ort ist heilig. Hier ist nichts anderes als Gottes Haus.“ sagt er.
Denn hier hat Jakob erlebt, wie er bei Gott Zuhause war.

Dabei hat Gott ja kein festes Zuhause.
Gott kann sich mir überall zeigen, weil er überall ist.
Und überall, wo ich erlebt habe, wie er mich getröstet, mich ermutigt, mir vergeben, mich zurecht gerückt, mir Klarheit geschenkt, meinen Ärger beruhigt,
mich zur Vergebung bereit gemacht oder mein Herz mit Liebe gefüllt hat –
überall da ist dann Gottes Haus für mich.
Sei es draußen in der Natur oder mitten im Menschengewühl,
sei es Zuhause, wenn ich mich unter der Bettdecke verkrieche, oder auch hier in dieser Kirche.

Gott kann überall sein.
Und ich kann überall bei Gott sein.
Bei Gott Zuhause, auch unterwegs.

Nicht immer erleben wir das.
Nicht immer ist Gottes Nähe so spürbar.
Und doch ist Gott da.
Und immer wieder erreicht er dein Herz und schenkt dir einen heiligen Ort,
und dann weißt du es wieder, dass seine Zusage gilt – für dein ganzes Leben.
„Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“
Amen.

Wir beten:
Gott, wir danken dir, dass du für uns da bist,
uns immer wieder begegnest und uns deine Nähe spüren lässt.

Wir bitten dich für alle Menschen, die in unsere Kirchen kommen, dass hier ein Haus Gottes für sie sein darf, in dem sie im Glauben und in der Liebe gestärkt werden durch deine spürbare Gegenwart.

Wir bitten dich für alle, die unterwegs sind mit dem Zug, dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß. Beschütze Sie vor Unfällen und Pannen und leite sie sicher an ihr Ziel.

Wir bitten dich für alle, die eine neue Arbeitsstelle antreten, und für die, die ihren Wohnort wechseln. Hilf ihnen anzukommen und neue Heimat zu finden.

Wir bitten dich für alle, die obdachlos sind, für alle, die auf der Flucht sind und keine Heimat mehr haben. Behüte sie auf ihrem Weg und schick ihnen Engel, die sie begleiten und beherbergen.

Wir bitten dich für alle, die auf der Flucht vor sich selbst sind, für die, die Schuld auf sich geladen haben, für die, die sich in die Sackgasse getrieben fühlen. Zeig du ihnen neue Lebensperspektiven.

Wir bitten dich für die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt, dass Frieden wird und die Bevölkerung dort sich wieder sicher und zuhause fühlen kann.

Wir bitten dich für uns alle, stärke uns im Glauben und in der Liebe durch deine spürbare Gegenwart. Lass uns bei dir zu Hause sein.

Gemeinsam beten wir weiter:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Gottes Segen begleite uns:
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über uns
und schenke uns Frieden.
Amen.