Mittwoch der Karwoche

Den Gottesdienst hielt Pfarrer i.R. Martin Schneider

Wachen und Beten
Auf dem Weg durch diese Woche folgen wir Jesus und seinen Freunden. Wir erleben ihn in seiner schwersten Stunde. Die Angst hat ihn gepackt und seine Freunde, seine engsten Freunde aus dem Kreis seiner Jünger, sie können ihm in dieser Stunde nicht beistehen.

Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen? Ein Vorwurf, tiefe Enttäuschung, die Passion bedeutet die mir nahestehen, lassen mich im Stich. Und dann die Aufforderung Wachet und Betet. Wie geht es uns damit, was können wir damit anfangen?

Wach bleiben, das kann viel bedeuten. Manche können nicht einschlafen, weil sie nicht abschalten können – manchmal wachen wir mitten in der Nacht auf und finden nicht mehr in en Schlaf. Irgendetwas hindert uns, sind es Schmerzen, sind es Sorgen oder ist es gar die Vorfreude auf eine Reise? Dieses unfreiwillige Wachsein kennen wir alle. Manche vielleicht auch jene freiwilligen Nachtwachen an einem Lagerfeuer, die Kameraden schlafen, du hütest das Feuer, kämpfst mit dem Schlaf und wartest auf den Morgen. Oder du liegst im Freien, alle Welt im Dunkel aber über dir ein Sternenhimmel. Da werden Nachtstunden zu Sternstunden.

Im Leben der Christen spielt seit jeher aber etwas anderes eine entscheidende Rolle. Die Nacht ist die Stunde des Gebets. Die Stille, die Einsamkeit der Nacht schaffen Gelegenheit, um uns mit Christus an den Vater zu wenden. Alle Sorge, alle Plage, unsere Angst, unsere Tränen. Wie wunderbar sind wir mit ihm verbunden. Wir nutzen die Zeit der Einsamkeit und Stille und wenden uns dem zu, von dem es in einem Abendlied heißt: Einer wacht und trägt allein, ihre Müh und Plag, der lässt keinen einsam sein weder Nacht noch Tag. Oder ich denke an den Vers aus Bonhoeffers Gedicht: Wenn sich die Stille um uns breitet, so lass uns hören, jenen vollen Klang, der Welt die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang. Dieses Gedicht war gleichsam ein Nachtgebet in einer Gefängniszelle, während die Bomben fielen.

Lasst uns das wieder neu lernen und einüben. Das Wachsein begreifen und erfahren als eine Chance, als eine Tür zu neuen Erfahrungen. Das Abendgebet ist vielen von uns vertraut und hoffentlich haben wir es nicht verlernt, das Nachtgebet gilt s neu zu entdecken. Es verbindet uns mit denen die unfreiwillig wachen und leiden, auch jetzt wieder mit Menschen in Kellern und Schutzräumen. Es verbindet auch mit der langen Geschichte und Tradition des Stundengebets in den Klöstern, es verbindet uns mit Christus. Mit Jesus beten wir, ringen mit Gott, bis es uns geschenkt wird, mit Jesus zu sprechen, Dein Wille geschehe. Wie oft haben wir das gesprochen im Vaterunser, aber was das bedeuten kann, das erfährt nur der sein ganzes Leben vor Gott hinlegt, der es wagt um alles zu bitten und am Ende dem die Entscheidung überlässt, der allein Weiß, wozu das alles gut ist.

Ich fand noch einen Vers, wir haben das im Chor sogar häufiger gesungen als wir uns auf einen Tersteegen Abend vorbereitet hatten.:

Nun schläfet man, und wer nicht schlafen kann, der bete mit mir an den großen Namen dem Tag und Nacht wird von der Himmelswacht Preis Lob und Ehr gebracht, o Jesu Amen. (EG 480 Tersteegen)